Jörg Bong
Hinter jeder Geschichte verbirgt sich ein Stückchen Wahrheit – für niemanden trifft das mehr zu als für Jörg Bong. Der promovierte Literaturwissenschaftler, Autor und freie Publizist schreibt unter dem Pseudonym Jean-Luc Bannalec die Kriminalromane um Kommissar Dupin. In seiner Freizeit jagt er zwar keine Verbrecher, sondern widmet sich gerade dem intensiven Nachdenken über die Kraft des Handelns. Doch wie sein literarisches Alter Ego zieht es auch ihn immer wieder in die raue Schönheit der Bretagne, wo er in seiner Wahlheimat Nevez die regionalen Köstlichkeiten genießt – zumindest vorerst.
Name: Jörg Bong und Jean-Luc Bannalec
Alter: 59
Wohnort: Im Moment: Nevez (Bretagne)
Beruf: Autor, Publizist, Verleger
Schuhgröße: 44
Lieblingstageszeiten: Blaue Stunde, frühe Stunden und Stimmungen, die Stunde und Stimmung vor dem Sonnenuntergang
Kontakt: ls@jjbo.de
Was war die bisher größte Herausforderung in deinem Leben? Geduldig sein – und ich versage stetig.
Wann macht dich deine Arbeit glücklich? Ehrlich gesagt immer, genauer: wenn ich mich für das verausgabe, was ich liebe und hochhalte.
Welches ist dein nutzlosestes Talent? Sehr viele. Zum Beispiel: Ich kann verrückteste Theorien zu den entlegensten Dingen aufstellen.
Schließ die Augen und denk an etwas Schönes. Woran denkst du? An einem wilden Atlantikstrand weit im glasklaren Wasser hinaus zu schwimmen… Oder: Ein langer Tisch in einem verwunschenen Garten hinter dem Strand, meine liebsten Menschen, Baguettes, Käse, viele Weinflaschen, Benjamin Biolay läuft – das an einem lauen Sommerabend unter kristallinem Himmel…
Ein Buch, das alle gelesen haben sollten: „Radikaler Universalismus. Jenseits von Identität“ von Omri Böhm (ISBN: 978-3549100417). Und mit Lesen meine ich: verinnerlichen und dafür energisch in der Welt streiten!
Was wirst du niemals vergessen? Die Geburt von Leo. Meine wunderbaren Freundinnen und Freunde, die gestorben sind in den letzten Jahren.
Du darfst den Duden um drei Wörter deiner Wahl ergänzen. Bitteschön:
– „Waldeinsamkeit“, eines meiner liebsten Worte aus der Romantik, von Ludwig Tieck.
– „Lesewut“, eines meiner liebsten Worte aus dem 18. Jahrhundert, als das Lesen in unserem Sinne erst erfunden wurde.
– „Widerstandspflichtgebot“: Das Gebot, das jetzt hoffentlich alle empfinden.
Was wäre eine Sache, die du uns beibringen könntest? Reflektierten Enthusiasmus, das kann ich.
Welcher kleine Schritt könnte deiner Meinung nach schon morgen große Wirkung entfalten? Es gibt in jeder Hinsicht stets zahllose „kleine Schritte“, die ungeheuer viel verändern würden, auch in der konkreten Politik – denn alles lässt sich verändern! Auch einzelne, konkrete politische Maßnahmen, so die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Grundversorgungsmittel oder – wenn man richtigerweise jetzt die selbstverschuldeten, immensen gesellschaftlichen Defizite aufarbeitet – die Einrichtung eines kapitalen Sondervermögens für eine allen – jenseits der familiären Vermögen – zugute kommenden gigantischen Bildungs-Offensive!
Für was kann man dich nachts wecken? Leider für so einiges, Schlaf ist nicht so meine Sache, es gibt zu viel Spannendes!
Was würdest du ändern, wenn du die Macht dazu hättest? “Den Menschen”! Hätte ich die Macht dazu, würde ich ihn in einigen Momenten erheblich grundlegend verändern. Ein infantiler Wunsch, ich weiß. Ich würde ihm zum Beispiel die Fähigkeit nehmen, unempathisch sein zu können…
Wenn wir dich zu Hause besuchen, was würdest du für uns kochen? Souris d‘agneau, Lammhaxe in Thymian und Honig und Fleur de Sel, unendlich lang geschmort, nur mit frischem, warmem Baguette und einem einfachen Salat.
Was sollte niemand von dir wissen? Was ich für mich behalte.
Welche Frage hätten wir dir stellen sollen? Wie es uns vielleicht trotz der geringen Chance noch gelingen könnte, Freiheit und Demokratie zu retten?
Das letzte Wort: “Aux armes, citoyens!”
FOTO: V. Brod